Kommunikative Bürgerschnittstelle

Die gesellschaftlichen Kommunikation zwischen Bürger und Politik findet aktuell im Wesentlichen über privatwirtschaftliche bzw. soziale Medien statt. Dies ist insofern vorteilhaft, als dadurch viele unterschiedliche Personen angesprochen werden können und eine zentralistische bzw. diktatorische Meinungsmanipulation wird erschwert.

Frei Meinungsbildung statt Mediendemokratie

Als Wirtschaftsunternehmen sind Verlage etc. allerdings stets auch am wirtschaftlichen Erfolg orientiert. Daher neigen sie tendenziell dazu, Informationen auszuwählen oder in einer Form aufzubereiten, die einen Konsumentenmarkt bedienen und sich im immer

Wenn die Option aktiviert ist und eine Seite auf Slack geteilt wird, werden zusätzliche Informationen angezeigt (geschätzte Zeit zum Lesen).

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härter gewordenen Wettbewerb um Aufmerksamkeit durchsetzen sollen. Nachrichten werden den Erwartungen eines Mainstreams angepasst oder als „Sensationsmeldung“ mit einem erhöhten bis überzogene Aufmerksamkeitswert versehen. Ein zentrales Kriterium der Verbreitung ist somit nicht die Bedeutung der Nachricht für die gesellschaftliche Nutzung sondern deren Verkäuflichkeit.

Noch deutlichere Verzerrungseffekte dürften mit der Nutzung sozialer Medien verbunden sein. Der Kampf um Aufmerksamkeit ist hier vielfach schon zum Selbstzweck und über die Rolle des „Influencers“ professionalisiert worden. Hinsichtlich der Glaubwürdigkeit von Nachrichten findet dabei eine gefährliche Durchmischung bzw. Verklärung statt. Zustimmung zu Informationen in sozialen Netzwerken wird häufig durch sogenannte „Likes“ ausgedrückt. In der Folge steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Nachricht gelesen und für wahr gehalten wird mit der Anzahl ihrer Likes. Ihre wahrgenommene Glaubwürdigkeit wird dabei eher durch Mehrheitsbildung als durch sachliche Recherche bestimmt.

Ein derartiges Umfeld aus privatwirtschaftlichen und sozialen Medien ist nicht geeignet, die angemessene sachliche Diskussion innerhalb der Gesellschaft zu befördern. Diese bildet jedoch die Grundlage der demokratischen Willensbildung. Nur wer sich unabhängig und sachlich angemessen informieren kann, ist in der Lage, eine qualifizierte Entscheidung zu treffen und kundzutun. Und nur die Summe aus freien Meinungen ergibt ein objektives Gesamtbild mit gleichem Stimmanteil für jeden. Dies ist die Grundlage, auf der die politischen Repräsentanten für ein demokratisch gewähltes Parlament bestimmt werden.

ParlaWiki – Das Sprachrohr

Tatsächlich gibt es bereits ein ganze Reihe öffentlicher Informationsquellen, denen zweifelsohne ein hohes Maß an Qualität und Neutralität bescheinigt werden kann, z.B. die Bundeszentrale für politische Bildung, die Seiten des Deutschen Bundestags oder des Statistischen Bundesamtes. An dieser Stelle mangelt es weniger an verfügbaren Quellen sondern eher an einer Bündelung und Gewichtung der unterschiedlichen Inhalte.

Wünschenswert wäre eine Plattform, die parlamentarische bzw. gesellschaftliche Debatten zeitlich und inhaltlich eng begleitet. Über eine Internetplattform – z.B. „PalaWiki“, etwa vergleichbar mit Wikipedia – könnten Hintergrundinformationen laufend aktualisiert und mit sachlicher Verbindlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Um möglichst große Objektivität zu Erreichen, könnten unterschiedliche Präferenzen innerhalb des SBR durch Stratifizierung (Vertreter mit verschiedenen Meinungen zusammenstellen) oder Randomisierung (Zufallsauswahl aus einem Expertenpool) ausgeglichen oder zumindest nivelliert werden.

Diese Plattform sollte auch die eher längerfristigen Informationen zur Auswahl von Entscheidungsthemen sowie der Kontrolle parlamentarischer Entscheidungen und Aktionen beherbergen. Der „Kampf“ um Meinungen und Wählerstimmen böte dabei immer noch genügend Betätigungsfelder für klassische Medien.

AK 13.11.2022